WILLI HENGSTLER: PISCO SOUR – Peruanischer Nationalcocktail multimedial

„Wenn reisen ein Ding ist, wie lautet dann das entsprechende Gedicht?“ Autor und Regisseur Willi Hengstler mixt für seinen „Pisco Sour“ dreierlei: Poesie, Fotos ohne Hochglanz und musikalische Bilder von Altmeister Dieter Glawischnig. „Pisco Sour“ ist ein interdisziplinäres Multimediaprojekt (audiovisueller Essay), benannt nach dem peruanischem Nationalcocktail, der aus 3 Teilen Pisco und je einem Teil Limettensaft, Zuckersirup, Eiklar plus zerstoßenem Eis besteht und zuletzt mit Angostura Bitter oder Zimt verfeinert wird. Präsentiert wird ein vergleichbarer Mix aus Musik, Bild und Text, der es den Besuchern ermöglicht ihr eigenes Peru zu erinnern bzw. zu imaginieren. Ausgehend von Reiseimpressionen kontrastieren der Schriftsteller und Filmemacher Wilhelm Hengstler (u. a. Wiener Filmpreis, Manuskriptepreisträger) und Dieter Glawischnig ein (vor allem literarisch und musikalisch) tradiertes, folkloristisches Südamerika-Bild mit Globalisierung und Armut, aber auch mit der Rezeption lateinamerikanischer Literatur und einem Piano zwischen Jazz und Neuer Musik.

 

Die Klänge und Texte werden mittels visueller Impressionen von Geari Schreilechner zu einem Erlebnisraum verschmolzen. Das Pisco Sour Projekt präsentiert aber keinen Südamerika- bzw. Perubericht mittels Reiseanekdoten und gestochen scharfer, leuchtender Farbbilder; das können einschlägige Reisereportagen besser. Vielmehr geht es um Erlebnisräume, die beim Hören von Musik, beim Lesen oder Betrachten von flüchtigen Bildern entstehen – ganz ähnlich wie beim Reisen. Dieser utopische Erinnerungsraum erstreckt sich von der Vergangenheit bis in die Gegenwart Perus bzw. Südamerikas. Die Zuseher begeben sich mittels einer transparenten, vom Wind bewegten Projektionsfläche aus Gaze auf diese Zeitreise. Gerade die Kunstlosigkeit und gelegentliche Unschärfe der in Peru entstandenen Bilder zielt darauf ab, die Imagination der Besucher zu stimulieren.

 

Willi Hengstler – Lesung

Dieter Glawischnig – Piano

Geari Schreilechner – Projektion

 

Der Gedichtband Pisco Sour ist im Verlag Sonderzahl erschienen: www.sonderzahl.at

 

Wilhelm Hengstler

Geboren 1944 in Graz, Jusstudium und Promotion 1969. Lebt als Schriftsteller, Drehbuchautor und Regisseur in Judendorf bei Graz. Macht Filme („Fegefeuer“, nach dem Roman von Jack Unterweger, 1988, „Tief oben“, 1995, sowie mehrere Dokumentationen) und schreibt. Erste Veröffentlichung in der Zeitschrift „Manuskripte“ 1966. Journalistische Tätigkeit als Film- und Theaterkritiker. Letzte Veröffentlichungen: fare (2003); Blob, Blob (Stück, Sonderdruck in den Lichtungen, 2005); Hanns durch die Zeit (Drehbuch, 2007).

 

Dieter Glawischnig

Geboren 1938 in Graz. Studium an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Graz. Dirigent, Pianist und Posaunist. Zunächst als Posaunist in der ORF-Big Band, dann Korrepetitor an der Grazer Oper. Leitete von 1968 bis 1975 die Jazzabteilung der Musikhochschule Graz. Chefdirigent der NDR-Bigband in Hamburg von 1980 bis 2008; ab 1974 Pianist mit den „Neighbours“ (mit Ewald Oberleitner und John Preininger), mit Cercle seit 1992. Spielte mit Fred Anderson, Chet Baker, Antony Braxton, Abdullah Ibrahim, Albert Mangelsdorff, John Marshall u. a. Zahlreiche Projekte im Bereich Lyrik und Jazz, u. a. mit Ernst Jandl („Aus der Kürze des Lebens“), Gunter Falk („Die dunkle Seite des Würfels“), Wolfram Berger und Dieter Mues („Ernst Jandl for ever“).