ANDREAS MAYERHOFER’S DIRT STREAM II: Reflexions Sur La Bohème

 

Puccinis 1896 uraufgeführte Oper „La Bohème“ vereinigt eine Vielfalt melodischer Einfälle und beeindruckt durch eine den Impressionismus vorwegnehmende Raffinesse der Orchesterbehandlung, die mit transparentem Klang und sparsamsten Mitteln größte Wirkung erzielt. So bilden auch die melodischen Verflechtungen des Ausgangsmaterials die Eckpfeiler für die größtenteils improvisatorische Aufbereitung durch das „Kammerensemble“ Dirt Stream II, die bewusst auf den Vokalpart verzichtet und sich der Thematik des Werks in einigen (Klang-)Bildern und Reflexionen anzunähern versucht. „Third Stream“ ist die Bezeichnung für eine um 1960 entstandene musikalische Stilrichtung, in der Gestaltungsmittel der abendländischen Neuen Musik mit Elementen des zeitgenössischen Jazz kombiniert wurden. In der Musik von Dirt Stream geht es, wie schon das Wortspiel verraten mag, um Trübungen und Brechungen, aber auch wiederum um Aufhellungen im kompositorischen und improvisatorischen Umgang mit dem vorgegebenen Material. Im ersten Teil des Konzertes wird das Ensemble Dirt Stream II eine „bunte Mischung“ von Musik um 1900 „von E- bis U“ bieten – natürlich wieder in den für das Ensemble typischen Bearbeitungen. Debussy, Scriabin, Kreisler, Lehár … könnte man allesamt Zeitgenossen Puccinis nennen – nur, dass sie aus verschiedenen musikalischen „Welten“ kommen … oder ergeben sich bei genauerem Hinhören doch Gemeinsamkeiten? Den zweiten Teil bildet dann die „konzertante Aufführung“ der Bearbeitung von Puccinis Oper, eben „Réflexions sur La Bohème“.

 

Andreas Mayerhofer (Klavier, Arrangement)

Gerald Selig (Saxofone, Klarinetten, Flöte)

Margarethe Deppe (Violoncello)

Michael Bruckner-Weinhuber (Gitarren)

Christian Wendt (Kontrabass)

Wolfgang Reisinger (Percussion)

 

 

Andreas Mayerhofer, der an der Wiener Musikhochschule seine Ausbildung in den Fächern Klavier und Klarinette erhalten hat, „pendelt“ gern zwischen den Welten der europäischen Tradition und des Jazz: während er schon in der Studienzeit bei Aufführungen von Werken Friedrich Cerhas und Erich Urbanners mitwirkte, ist sein eigentliches „Zuhause“ der Jazz, wo er, nebst seinen eigenen Projekten (That´s Jazz Quartett , Andreas Mayerhofer Trio & Nicolas Simion und seinem Klaviertrio mit Wayne Darling und Gerald Endstrasser) auch mit internationalen Größen wie Kenny Wheeler oder Tomasz Stanko musiziert hat.

 

Gerald Selig ist ein äußerst umtriebiger Musiker der österreichischen Jazzszene, vor allem seine Gewandtheit auf diversen „Reeds“ ( Saxofone, Klarinetten, Flöte) macht ihn zu einem gern gefragten Mitstreiter diverser Projekte, egal ob im Jazz (That´s Jazz Quartet, Plexus, Beiträge bei der Jazzwerkstatt Wien – u. a. mit Clemens Wenger und Wolfgang Reisinger) oder im World Music Bereich mit der türkisch-österreichischen Band „Nim Soyfan“. Auch der mittlerweile international renommierte Kult-Produzent „Waldeck“ bedient sich gerne Selig‘scher Holzbläsersounds und -samples.

 

Margarethe Deppe, die nach ihrem Studium Meisterkurse bei Rudolf Leopold und Heinrich Schiff besucht hat, ist neben ihrer Mitwirkung in diversen Ensembles (eXtracello, freies Mitglied der „Wiener Kammerphilharmonie“, des „Klangforum Wien“ und der „Deutschen Kammerphilharmonie“ Bremen, Tätigkeit als Barockcellistin in der „Wiener Akademie“ und im „Orpheus Orchester Wien“) vor allem im „zeitgenössischen“ Bereich beheimatet , wovon  „Cross-Over“-Projekte u. a. mit Mathias Rüegg, Christian Muthspiel, Renald Deppe, Christoph Cech und Franz Hautzinger zeugen.

 

Michael Bruckner-Weinhuber, hierzulande vor allem durch das musikalisch-literarische Gespann „Zur Wachauerin“ (u. a. Auftritt beim „Glatt & Verkehrt“-Festival) bekannt, ist nicht nur als
Gitarrist und Komponist in den unterschiedlichsten Formationen tätig („Der böse Zustand“, „HerzBruchStück“, „Bruckner/Soyka“, „Wachauer Pestbläser“, „Capella con Durezza“, „Kokashila“, „Exit Eden feat. Phil Minton“), sondern tritt auch des Öfteren als Erzeuger und Bediener diverser „Klangmaschinen, Wandlerketten und Klangvorhänge“ in Erscheinung (4020 Festival 2003, Kontraste 2004 und 2005, Wien Modern 2004, Styriarte 2005). Sein Projekt „makroPHONIA“ ist ein zentraler Teil des „Imago Dei“-Festivals 2012.  Er ist außerdem Träger des NÖ Landeskulturpreises 2011 in der Sparte Musik.

 

Christian Wendt ist einer der meistbeschäftigten Bassisten in Österreich, und das kommt nicht von ungefähr: Abgesehen von seiner absolut gleichberechtigten, virtuosen „Handhabung“ von Kontrabass und E-Bass, was wirklich eher selten zu finden ist  (meist gibt es ja ein „Haupt- und ein Nebeninstrument“), ist vor allem seine große stilistische Flexibilität sein Markenzeichen: Egal ob Jazz, Pop oder Klassik, mühelos fügt er sich in das musikalische Geschehen ein. So ist auch die Liste seiner „Credits“ eine bunte Mischung und reicht von Wolfgang Muthspiel zu Maria Bill, vom Upper Austrian Jazz Orchestra zu Beefolk.

 

Wolfgang Reisinger war von 1979 bis 1989 Mitglied des Vienna Art Orchesters und gründete – daraus hervorgehend – 1981 die legendäre Band „Part of Art“ mit Wolfgang Puschnig, Uli Scherer, Herbert Joos und Jürgen Wuchner. Einen Höhepunkt seiner Karriere stellt seine Gründung des Trios „Celea, Liebman, Reisinger“ (1996) dar, deren bisherige CD-Produktionen zahlreiche internationale Preise gewannen. Seit 2000 ist Wolfgang Reisinger Mitglied im „Joachim Kühn Trio“. Besonders erwähnenswert ist seine Zusammenarbeit mit Musikern wie Louis Sclavis, Michel
Portal und Enrico Rava.

 

www.andreasmayerhofer.at